Τετάρτη 14 Μαρτίου 2018

Krise im griechischen Fußball: Wer ist der Mann mit dem Revolver?


13/3/2018

Von Giorgos Christides

Im Sommer 2012, als Ivan Savvidis neuer Besitzer wurde, steckte Paok in einer tiefen Krise. Der griechische Fußballklub aus Thessaloniki war pleite, der letzte Titelgewinn gelang in der Saison 1984/1985. Die Fans waren unsicher, ob Savvidis der Heilsbringer für einen der beliebtesten Vereine des Landes sein würde.

Würde dieser in Russland geborene Geschäftsmann mit dem unmodischen Schnurbart und schlechtem Griechisch die großen Athener Klubs herausfordern können? Die wenigsten mochten daran glauben. Und noch weniger ahnten damals, dass Savvidis innerhalb weniger Jahre zu einem der reichsten und einflussreichsten Menschen des Landes aufsteigen sollte.

Doch Savvidis zeigte es allen Zweiflern, auf und abseits des Platzes.

Er pumpte Millionen in die Mannschaft und machte Paok erfolgreich. In dieser Spielzeit war der Klub aus Thessaloniki erster Favorit auf den Meistertitel. Hätten sie am Sonntag den Athener Rivalen Aek geschlagen, wären sie wieder Tabellenführer gewesen, fünf Spieltage vor Saisonende.


Doch von der Meisterschaft muss sich Paok wahrscheinlich verabschieden, nachdem die Partie am Sonntag abgebrochen wurde. Savvidis versteckt sich seitdem vor der Polizei - er wird gesucht, weil er mit einer Pistole am Gürtel den Platz stürmte. Die Bilder gingen um die Welt. Derzeit ist er untergetaucht, in einem Statement bat er am Dienstag um Entschuldigung für seinen Auftritt. Er habe niemanden bedrohen wollen, es sei mit ihm durchgegangen. Er sei aufgebracht gewesen und habe eigentlich nur die Paok-Fans vor Provokationen und Gewalt bewahren wollen.

Bevor Savvidis den Platz stürmte, hatte der Schiedsrichter das vermeintliche Führungstor der Gastgeber nicht anerkannt. Nach Savvidis Ausraster wurde die Partie in der 90. Minute abgebrochen. Der Privatsender SKAI berichtete am Montagabend, der Schiedsrichter habe in der Kabine gesagt: "Seid gnädig mit mir, meine Frau ist schwanger, ich habe Todesangst. Ich werde nie wieder ein Spiel pfeifen."

Enorme Krise für den griechischen Fußball

Am Montag hatte der stellvertretende Sportminister Georgios Vassiliadis nach einem Treffen mit Ministerpräsident Alexis Tsipras verkündet, der Ligabetrieb werde gestoppt: "Ohne eine von allen Seiten getroffene Vereinbarung wird es keinen Neustart geben." Die Fifa erwägt eine Sperre des griechischen Verbands, sollte er das Gewaltproblem nicht in den Griff bekommen. Der Verband der Europäischen Fußballvereine (ECA) hat die Mitgliedschaft von Paok vorerst ausgesetzt.

Der griechische Fußball, ohnehin nicht im besten Zustand, ist in eine gewaltige Krise geraten. Es ist auch eine denkwürdige Wendung in der Erfolgsgeschichte von Ivan Savvidis.

Bei seinen Fußball- und Geschäftsfeinden ist die Schadenfreude groß. Sie hielten Savvidis schon immer für einen etwas obskuren Geschäftsmann, einen etwas zu zielstrebigen Oligarchen mit besten Verbindungen zur Tsipras-Regierung und zu Wladimir Putin. Für sie war der Auftritt im Stadion Ausdruck eines Gefühls der Unverwundbarkeit, wissend um den Schutz seiner politischen Patrone, seines Reichtums und der Liebe der Paok-Anhänger.

Die große konservative Tageszeitung "Kathimerini" schrieb, das Verhalten Savvidis' zeige, wie Griechenland "in Richtung einer postsowjetischen 'Demokratie' abrutscht, in der Oligarchen mit dem Segen der Regierung ihre eigenen Regeln machen".

Vom Fabrikarbeiter zum 30.-reichsten Russen

Geboren 1959 in Georgien als Kind armer Pontusgriechen, machte Savvidis in Russland sein Vermögen nach dem Ende der Sowjetära. Er begann als Fabrikarbeiter und stieg auf zum Besitzer der größten russischen Tabakfirma, Donskoy Tabak; 2013 landete er im Forbes-Ranking der reichsten Russen auf Platz 30. Auf den finanziellen Aufstieg folgte eine politische Karriere: Savvidis gehörte Putins Regierung in der Duma an.

In Zeiten der Finanzkrise kam er nach Griechenland - und investierte im großen Stil. Nachdem er 2012 Paok gekauft hatte, gab Savvidis noch Hunderte Millionen Euro aus. Derzeit gehören ihm unter anderem ein Tabakunternehmen, eine Milchproduktion, ein Luxushotel, eine Mineralwasserfirma, ein Urlaubsresort, ein Fernsehsender und eine einflussreiche Tageszeitung. Seine jüngste Errungenschaft: Er ist an dem Konsortium beteiligt, das den Hafen von Thessaloniki übernimmt, einen der wichtigsten der Region.

Je mächtiger Savvidis wurde, desto lauter wurden seine Kritiker. Zweifellos war Savvidis' schneller Aufstieg sehr auffällig, er und Tsipras sind sich gegenseitig viel schuldig. Savvidis profitierte etwa im großen Stil von einem Gesetz, das ihm erlaubte, beim Kauf von Paok nur die Hauptschulden des Klubs übernehmen zu müssen und nicht auch noch Millionen an Strafzinsen.

Einmal drohte Savvidis damit, sein griechisches Tabakunternehmen zu schließen - die Firma war aufgrund von Verfehlungen, die vor seiner Übernahme des einst staatseigenen Betriebs vorgefallen waren, zu einer großen Strafzahlung verurteilt worden. Daraufhin bemühte sich die Regierung um eine Gesetzgebung, die Savvidis verschont.

Savvidis und Tsipras: Enge Verbindungen

Savvidis zeigt sich erkenntlich. Seine Zeitung und Fernsehsender sind regierungsfreundlich, er selbst vergleicht Tsipras mit Putin und appelliert an die Griechen, am Premierminister "festzuhalten".

Allerdings sollte man den russischen Einfluss in Griechenland nicht überbewerten. Die griechischen Flughäfen hat ein deutsches Unternehmen gekauft, ein chinesisches den Hafen von Piräus. Und die griechische Bahn, an der auch Russen interessiert waren, übernahmen Italiener. Auch darf man nicht vergessen, dass der griechische Fußball schon vor Savvidis Spielplatz dubioser Figuren war. Man muss lange suchen, um einen Klubbesitzer zu finden, der nicht auf irgendeine Art umstritten war (oder ist) und seinen Einfluss bei den Fans für Privatinteressen zu nutzen versuchte. Gewalt, Spiel-Manipulation, Geldprobleme und niedrige Zuschauerzahlen waren schon lange vor Savvidis' Auftritt allgegenwärtig im griechischen Fußball.

Savvidis stößt in Griechenland auf so viel Abneigung, weil er als Bedrohung des herrschenden Establishments gesehen wird. Er ist ein Parvenü, ein Neureicher aus einfachen Verhältnissen. Seine enge Verbindung zu Tsipras, auch so ein Emporkömmling, tut ihr Übriges.

Und dann ist da noch seine neue Heimat: Thessaloniki. Eine Stadt, die genau so Außenseiter ist wie Savvidis, immer im Schatten des übermächtigen Athen, wo seit jeher alle Fäden der griechischen Wirtschaft und Politik zusammenlaufen. Dort, in Thessaloniki, bekommt Savvidis Unterstützung von allen Seiten, parteiübergreifend. Der konservative ehemalige Premierminister Kostas Karamanlis war Gast auf der Hochzeit von Savvidis' Sohn. Der liberale Bürgermeister der Stadt, Giannis Boutaris, warnt Athen davor, in Savvidis einen der wenigen Geschäftsmänner anzugreifen, der im großen Stil in Thessalonikis angeschlagene Wirtschaft investiert.

Die Affäre ist gefährlich für das soziale Gefüge des Landes

Diese Gemengelage sorgt dafür, dass die aktuelle Affäre um Savvidis gefährlich ist für das soziale Gefüge Griechenlands. Das Letzte, was das Land braucht, ist eine erneute Trennung, diesmal entlang geografischer und wirtschaftlicher Linien - und ausgehend von einer Fußballfehde.

Schon jetzt beschweren sich Savvidis' Unterstützer lautstark, dass ihr Held verfolgt werde, weil er Paok wieder groß gemacht und die Eliten in der Hauptstadt herausgefordert habe. "Das Establishment in Athen will keinen ausländischen Investoren, der aus Paok wieder einen echten Konkurrenten machen kann", sagte jüngst ein Fan unter Tränen in einer Sportradiosendung: "Sie wollen nicht, dass Thessaloniki aufersteht. Darum hassen sie Savvidis."

Konstantinos Xanthopoulos, ein Fan, der am Sonntag auch im Stadion war, sagte dem SPIEGEL: "Savvidis hat viel Geld investiert und damit viele Leute ernährt. Er hat dem Klub die Schulden abgenommen und das beste Team des Landes aufgebaut. Und dann kommen sie und wollen ihn in seinem Stadion, seinem Zuhause ausrauben? Ivan hat den Platz gestürmt, weil er frustriert war, und das war gut so. Hätte er es nicht getan, hätten wir Fans das übernommen. Und dann hätten wir jetzt eine viel schlimmere Situation."

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